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Gerade hatte ich meinen großen Doppelconyn einigermaßen im Griff, stellte sich mir die zweite noch größere Herausforderung. Mein erster großer Codydrachen kam gerade unter der Nähmaschine heraus,. jetzt galt es eine weitere Menge Arbeit zu erledigen. Das Gestänge und die Verbindungsmuffen mußten gefertigt werden. Aus zweierlei Gründen entschloß ich mich zu einem Bambusgestänge, welches meiner Meinung nach weitaus stabiler, flexibler und preiswerter als ein Aluminiumrohr ist. Nach einiger Mühe mit raspeln, schleifen und sägen alles in einer kleinen drei Zimmerwohnung war es dann endlich soweit das der Drachen verstrebt werden konnte. Absolut Null-Ahnung vom Trimmen und Aufbau eines solchen Codydrachen machte ich mich ans Werk. Aber trotz allem glücklich und stolz auf meinen Cody. Auf dem Hof hinter dem Miethaus wo ich wohnte, wurde der Drachen erstmalig aufgebaut. Da stand er nun vor mir, dieses Ungetüm. Bisher hatte ich soetwas live noch nie gesehen, aber nun das. Ich stellte mir mehrmals die Frage, ob es richtig gewesen ist, so groß zu bauen? Im gleichen Augenblick verspürte ich einen gehörigen Respekt bei der Vorstellung, ihn an der langen Leine fliegen zu lassen. Wir befinden uns im Jahre 1983, viele Stunden mit knoten,trimmen der Abspann- und Waagenleinen liegen hinter mir. Heute ist Samstag und auf dem Teufelsberg soll er fliegen. Oben angekommen wird sofort aufgebaut, und schon geht es los. Zwei Leute am Drachen als Starthilfe und drei an der Flugleine. Dann ist er da - der große Moment, der Cody hebt ab und reißt uns das Seil aus der Hand und steigt unaufhörlich . Im nächsten Moment ein krachen und genau im Kreuzpunkt brechen die Verbindungshülsen weg. Enttäuschte und erschrockene Gesichter um uns herum. Ohne weiter in Einzelheiten auszuschweifen muß ich dennoch sagen, ich hatte damals zu wenig Erfahrung und mußte deswegen ein ganzes Jahr lang immer wieder Rückschläge mit diesem Drachen verkraften. In dieser Zeit wurde der Cody mehrmals auseinander gebaut, repariert und immer mehr verändert. Bis zu jenem Tag auf einem Drachenfest in Gretsiel (Friesland). Heute sollte ich Erfahren, was ich schon immer geahnt aber auch verdrängt hatte. Es ging ein guter gleichmäßiger Wind der Stärke 5 bis 6 als wir den Drachen hinter dem Deich auf der Wiese aufbauten.
Maße: 330x735x320 cm
Zwei Leute hielten ihn zum Start bereit. Zuvor hatte man einen Korkenzieher ähnlichen Bodenanker von ca. 1m Länge in den weichen Boden gedreht. Es schaute nur noch die Öse knapp zwischen den Grashalmen hervor. Die Flugleine wird am Drachen befestigt und alle liefen wir gemeinsam los um den Drachen vom Boden in die Luft zu bringen. Aber dann, was war das? er kam über die Deichkante hinaus und zerrte mit aller Macht als wollte er uns zeigen wieviel Kraft in ihm steckt. Zehn Drachenflieger stellten sich gemeinsam der Herausforderung und befestigten den Cody an den Bodenanker. Oh Gott! was jetzt? Der Spieß bewegt sich und nach und nach zieht der Codydrachen den Bodenanker heraus. Sofort wird ein Fahrzeug herangefahren und der Gigant muß daran befestigt werden. Alle Drachenflieger sowie das Publikum sind erleichtert und nehmen an unserer Freude teil. Eine geglückte Landung schließt diesen ach so erfolgreichen Tag ab. Ein weiteres Jahr ist vergangen und wir befinden uns in 1985. Bei einer Sicherheitskontrolle stellte ich Materialermüdung am Drachen fest, und so entschließe ich mich aus Gründen der Sicherheit, diesen ach so schönen Cody nicht mehr fliegen zu lassen.
Durch einen Zufall erfahre ich von Michael Stelzer,das in München im Deutschen Museum man sehr daran interessiert ist, solch einen Codydrachen zu präsentieren. Im Herbst wird der Drachen dem Deutschen Museum zur Ausstellung übergeben. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keinen geeigneten Platz im Museum, jedoch die Planung sieht eine ganz neue Halle in Oberschleißheim vor.
Erst jetzt 1999 erfahre ich von einem Drachenfreund, daß genau in dieser Halle (Flugwerft) mein brauner Codydrachen ausgestellt ist Ich freue mich sehr darüber , das mein großer brauner solch einen Ehrenplatz bekommen hat. Ganz ehrlich ich bin auch etwas stolz
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